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Oracle Reports Ablösung – welche Alternativen gibt es?

Im Zuge der Digitalisierung werden sämtliche Software-Komponenten und Infrastrukturen modernisiert, bloß Druckprozesse scheinen oft vernachlässigt zu werden. Die Rolle des Reporting wird oft unterschätzt – allerding nur, weil viele Unternehmen sein wahres Potenzial noch nicht erkannt haben. Ein ausgeklügeltes Reporting-Tool kann viel mehr als nur Daten auf Papier zu bringen. Häufig setzen Experten Print-Lösungen im Kontext von Business Intelligence-Strategien ein, was für Unternehmensprozesse neue Features wie Push-Notifikationen, Offline- und Mobile-Lösungen – um nur einige zu nennen, bedeutet. Auch wenn Ihr Reporting-Tool das alles nicht kann, haben wir eine gute Nachricht für Sie: Es ist nie zu spät für eine Modernisierung!

Inhaltsverzeichnis

1. Das letzte Reports-Release
2. Lösungsalternativen
     2.1 PL/PDF
     2.2 APEX Office Print
     2.3 Eclipse BIRT
     2.4 Jasper Reports
     2.5 Oracle BI Publisher
3. Welche Ziel-Technologie wählen andere Reports Nutzer? (Infografik)
4. Fragen der Migration
5. Fazit

 

1. Das letzte Reports-Release

Bereits im Oktober 2016 hat Oracle angekündigt, dass Oracle Fusion Middleware 12.2.1.3.0 das letzte Reports-Release sein wird. Zudem erlischt spätestens 2025 vollständig der Support-Anspruch seitens Oracle. Enterprise Applikationen basierend auf dem Oracle Fusion Middleware Stack, der unter anderem Oracle Forms und Reports beinhaltet, sehen sich daher dem Zwang gegenübergestellt, sich bereits jetzt Gedanken über Alternativen im Bereich des Reporting machen zu müssen. Welche sich aktuell auf dem Markt anbieten, möchten wir Ihnen im Folgenden aufzeigen. 

 

 

Oracle Reports Alternativen

 

 

2. Lösungsalternativen

Bitte beachten Sie, dass die Aufstellung nicht den Anspruch einer Vollständigkeit erhebt und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags nur unsere Sicht des Marktes widerspiegelt.

2.1 PL/PDF

PL/PDF Logo

PL/PDF ist ein Reporting-Tool des ungarischen Oracle Partners OraNext, welches ausschließlich mit PL/SQL-Mitteln in der Oracle Datenbank Dokumente als PDF, DOCX oder XLSX erstellen kann. Als Layout-Designer kann ein Word- oder Excel-Template genutzt werden. Die Lizenzierung ermöglicht ein Modell nach Ausgabe-Format (570 € pro Format) oder pro Server (2.280 €).

Stärken

  • Performant für große Datenbeschaffung – läuft direkt in der Datenbank
  • Basiert ausschließlich auf PL/SQL
  • Kleiner Footprint, kann leicht in die Anwendung integriert werden

Schwächen

  • Unterstützt keine anderen Ausgabeformate
  • An eine Datenbank gebunden und somit nicht als Enterprise Service für andere Applikationen nutzbar
  • Begrenzter Funktionsumfang (kein BI, kein SelfService, kein Multilanguage Support out of the box etc.

Einsatz

PL/PDF eignet sich bestens, wenn im eng gesteckten Umfeld der Anwendung eine überschaubare Anzahl von wohl definierten Berichten zu erstellen ist. Die Integration gelingt leicht und die Nutzung ist für PL/SQL versierte Entwickler leicht zu beherrschen.

2.2 APEX Office Print

APEX Office Print Logo

Im Umfeld der Anwendungsentwicklung mit Oracle APEX hat die belgische Firma Apex R&D das Produkt Apex Office Print (AOP) entwickelt. Daten aus der Oracle Datenbank oder nutzbaren WebServices werden mit Office-Templates (Word, Excel, Powerpoint) verknüpft und können in PDF oder Office Formate ausgegeben werden. Zusätzliche Funktionalitäten sind z.B. eine integrierte Mailing-Funktionalität, verschiedene Barcodes und die Möglichkeit auch interactive Reports zu erzeugen. Das Lizenzmodell unterscheidet zwischen der Cloud-Lösung auf Mietbasis (99€ pro Monat) und der on-premis Installation (4.900€ im Gold-Paket)

Stärken

  • Flexible durch verschiedene APIs
  • Einfache Vorlagenerstellung über Office Tools
  • Im Apex-Umfeld leicht einzubinden

Schwächen

  • komplizierte Erstellung von Pixel-Perfekt Printing
  • Setzt Apex-Version 4.2 oder höher in der Datenbank voraus
  • Business Logik aus PL/SQL kann nur schwer übernommen werden

Einsatz

Sind die Zukunftspläne für die Forms-Applikation ein Wechsel Richtung Apex, bietet sich für Reports Apex Office Print nahezu an. Die leichtgewichte Installation (auf Basis von Apex) bietet mit den Interactiven Reports dann auch einen deutlichen Mehrwert.

2.3 Eclipse BIRT

Eclipse BIRT Logo

BIRT ist eine OpenSource Lösung der Eclipse Foundation für die Aufbereitung, Visualisierung und das Reporting von Daten innerhalb von Rich-Client oder Webapplikationen auf Basis von Java. Das Design und die Implementierung der Reports erfolgt innerhalb der Eclipse IDE und einem BIRT Report Designer. Die Integration in die Applikation gelingt über die Report Engine, die mit einer Java API in jede Java Applikation eingebunden werden kann.

Stärken

  • breite Abdeckung verschiedenster Datenquellen
  • große Vielfalt an unterschiedlichen Ausgabeformaten
  • Leistungsstarke Charting-Engine

Schwächen

  • Grafikelemente fehlen
  • Seitenbezogene Werte (Zwischensummen, Seitenzahlen) sind nur umständlich möglich
  • Komplexe Datentypen können nicht abgedeckt werden

Einsatz

In einem ganzheitlich Java-orientierten Anwendungsentwicklung findet BIRT sicherlich seinen berechtigten Platz. Der vorhandene BIRT Report Viewer kann als eigenständige Anwendung genutzt werden und bereichert out of the Box die Funktionalität Ihrer Applikation.  

2.4 Jasper Reports

 

Jasper Reports Logo

JasperReports von der Firma TIBCO ist vermutlich die Java basierte Open Source Lösung mit der breitesten Community. Ähnlich wie BIRT findet die Entwicklung der Berichte in der  Eclipse IDE statt und zur Laufzeit kann die Engine in jede Java Applikation eingebunden werden. Im Gegensatz zu BIRT kann Jasper dabei auch über einen Scheduler oder Webservices konsumiert werden. Das macht gerade eine Einbindung in Oracle Forms sehr interessant.

Stärken

  • breite Abdeckung verschiedenster Datenquellen
  • Pixel-Perfekt Ausgaben möglich
  • sehr performant für lange Berichte

Schwächen

  • kein Direktdruck – nur über zusätzliche Implementierung möglich
  • Umständliche Subreports bei mehreren Datenquellen in einem Bericht
  • wenige out-of-the-box Aggregate-Funktionen

Einsatz

Die Möglichkeit JasperReports auch über WebServices und URL-Calls zu integrieren, macht das Tool auch außerhalb einer reinen Java-Anwendungsentwicklung interessant. Pixel-Perfect-Printing erlaubt auch bei klassischen Aufgaben wie Labels, Barcode und Formularen eine sichere Verwendung. Ist es der erste Schritt in die Java Welt, sollte die Lernkurve wie auch bei BIRT nicht unterschätzt werden.

2.5 Oracle BI Publisher

Offizieller Nachfolger und Empfehlung von Oracle für das Reporting ist der Oracle BI Publisher. In Oracles eigener ERP-Suite hat er gleichfalls Oracle Reports verdrängt. Die strikte Trennung zwischen Layout und Datenbeschaffung geht hier zwei Schritte weiter und ermöglicht zum einen dem Endanwender sehr intuitiv über einen Online-Builder eigene Berichte zu erstellen, verwalten und zu konsumieren und zum anderen diese Trennung mit XML-Standard-Technologien auch gleich für eine effiziente Mehrsprachigkeit der Berichte zu nutzen. Der BI Publisher ist über die Metriken Named-User-Plus (395€) oder Prozessor (39.500€) verfügbar.

Stärken

  • Hohes Maß an Modularisierung (Sub-Templates, Wiederverwendung)
  • Self-Service Portal für zentrale Reporting Lösung
  • Bursting und Online-Dashboard

Schwächen

  • Erfordert Know-How von XSL-FO
  • Pixel-Perfekt-Printing nur umständlich möglich
  • Erfordert BI Publisher Server innerhalb des Weblogic-Servers

Einsatz

Ist die Forms- und Reports-Anwendung auf Basis einer Oracle Application Enterprise Edition lizenziert, bietet sich der BI Publisher als natürlicher Nachfolger an. Die Integration in Forms ist von Oracle vordefiniert und die Einbindung in andere Applikationen basierend auf  APEX, ADF oder anderen Java-Frameworks gelingt sehr einfach. Der Funktionsumfang übertrifft sicherlich alle anderen Lösungsalternativen.

3. Welche Ziel-Technologie wählen andere Reports-Nutzer?

Jede der in Kapitel 3 genannten Technologien hat ihre Daseinsberechtigung. Nichtsdestotrotz hat die Antwort auf die Frage, wo sich der Großteil des Marktes hinbewegen wird in aller Regel seine Gründe. Aus diesem Grund haben wir in unserem Webinar „Das Ende von Oracle Reports“ im vergangenen September die über 100 Teilnehmer gefragt, durch welche Ziel Technologie sie Oracle Reports abzulösen planen. Das Ergebnis sehen Sie in dieser Infografik:

Auffallend ist, dass ganze 79% der Teilnehmer noch unsicher oder unentschlossen waren, was die Technologie-Wahl angeht. Aufgrund der Wichtigkeit der Entscheidung ist aber auf der anderen Seite nachvollziehbar und sinnvoll, dass eine endgültige Entscheidung nicht „übers Knie gebrochen“ wird.

Unter denjenigen, die Ihre Entscheidung getroffen haben ist dabei Jasper Reports klarer Favorit, gefolgt vom Oracle BI Publisher und PL/PDF. Nur wenige Webinar-Teilnehmer hielten hingegen BIRT, APEX Office Print oder ein ganz anderes Tool für die bestmögliche Lösung, was aber dennoch kein Ausschlusskriterium sein muss. Wie schon zuvor erwähnt hat fast jede Technologie ihre Daseinsberechtigung, wenn sie zu den individuellen Bedürfnissen des Unternehmens passt.

4. Fragen der Migration

Vielleicht nicht erst nach der Entscheidung für eine Lösungsvariante sollten Sie sich auch der Frage widmen, wie eine Migration von Oracle Reports auf die Zieltechnologie aussehen kann. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Erwartungshaltung von “alles anders und besser” bis hin zu “nichts ändern und alles gleich” durchaus breit streuen.

Allen gemein ist die Tatsache, dass es verschiedene Blickwinkel auf die Migrationsaufgaben gibt: Datenmodell: In der Regel ändert sich bei der Migration der Print-Lösung nichts am darunter liegenden Datenmodell. Vielfach wird aber die Migration zum Anlass genommen, einmal aufzuräumen. Doppelte Queries werden konsolidiert, Berechnungen validiert und ein zukunftsfähiger Report-Layer erstellt, der auch weiteren BI Lösungen wertvolle Daten zur Verfügung stellt.

PL/SQL-Logik: Von der Aussage: “Wir haben keine Logik in den Reports” bis hin zu transaktionssicheren Verbuchungen im Moment des Ausdrucks sind alle Varianten aktuell in Reports denkbar und auch genutzt. Hier steckt aber auch viel Know-how in der Migration, da verschiedene Verwendungen verschiedene Lösungen erfordern. Ist die bedingte Formatierung in vielen Zieltechnologien trivial ist das Ändern des Schachtes für die nächste Seite des Berichts mit PL/SQL im gleichen Trigger schon eine deutliche Herausforderung.

Layout: Reports hat mit seiner Gestaltung des Layouts über Koordinaten der Elemente und Repeating Frames (die darüber hinaus beliebig geschachtelt werden können) eine Definition erstellt, die nicht beliebig in andere Tools überführt werden können. Eine grobe Annäherung gelingt in jeder Migration, aber der größte Aufwand steckt sicherlich darin, alles wieder an seinen richtigen Platz zu bekommen. Gerade die Tools, die kein Pixel-Perfekt-Printing nativ unterstützen, erweisen sich hier als größere Hürde.

Prozesse und Mehrwerte: Wie einleitend schon erwähnt, passiert innerhalb der Drucklösung auch viel außerhalb der Reports durch Scripte, Scheduler und andere Interaktionen. Diese gilt es zu fassen. Genauso wie die jeweiligen Mehrwerte der neuen Technologien, die nicht ungenutzt in der ersten Installation gefangen bleiben sollten. Schulung der Mitarbeiter: Wie bei jeder Migration ist nicht nur die Software im Fokus, sondern auch die Menschen, die Sie betreuen, administrieren und weiterentwickeln. Auch diese müssen den Schritt von Reports in die neue Zieltechnologie mitgehen und ihrer eigenen Lernkurve folgen.

5. Fazit

Oracle Forms-Kunden stehen derzeit unter einem gewissen Druck in Bezug auf die Verwendung von Oracle Reports. Seit dem letzten Forms Release 12.2.1.3.0 steht fest, dass Oracle Reports spätestens 2023 nicht mehr supported wird. Dadurch ergibt sich die Notwendigkeit, sich nach einer geeigneten Alternative auf dem Markt umzuschauen. In diesem Papier wurden Ihnen fünf verschiedenen Lösungsalternativen vorgestellt, jede mit ihrem eigenen Charisma, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen. Die Entscheidung ist von vielen Faktoren innerhalb ihre Applikation aber auch dem Umfeld, innerhalb dessen diese Applikation entwickelt und betreut wird und zum Einsatz kommt, abhängig. Welche Alternative für Sie am besten ist, zeigen wir Ihnen gerne in einer genaueren Analyse auf.

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