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Java 11 ohne Web Start – Konsequenzen für Oracle Forms Kunden

Mit der Release-Ankündigung von Java 11 ist nun endgültig auch der Support von Java-Web Start aus der Java Runtime Environment (JRE) verschwunden. Für Oracle Forms-Kunden ist das der zweite Verlust dieser Art, nachdem Oracle die Java-Applets bereits 2016 abgekündigt hat. Nun bleibt nur noch der Forms Standalone Launcher (FSAL) als browserunabhängige Start-Option. Ein Fluch oder ein Segen?

Was ist FSAL?

Der Forms Standalone Launcher (FSAL) ist eine Deployment-Option, die es erlaubt, eine Forms-Applikation komplett ohne Browser zu betreiben. Ja, richtig – fast wie in der „guten alten Zeit“ von Client-Server. Statt einer Forms-Runtime auf dem Client ist nun eine Java-Installation in der passenden Version (Java 8) eines JDK, JRE oder Server JRE notwendig. Klassisch wird dann über die Kommando-Zeile oder ein Skript das Java-Executable mit den passenden Parametern aufgerufen.

Welche Einschränkungen sind damit verbunden?

Grundsätzlich verhält sich die Forms-Applikation, wenn Sie über FSAL gestartet wird, identisch zur Browser- oder Web Starter-konfigurierten Variante. Einzig die Integration mit Single Sign-on und Single Sign-off wird nicht unterstützt. Sicherlich kann hier einiges über eigene LDAP-Klassen auf JavaBean-Basis abgefangen werden, allerdings nicht mit dem identischen Umfang, wie es eine Security-Integration über eine Browser-Applikation innerhalb des WebLogic-Servers kann.
Für das gesamte Thema Security von FSAL-Anwendungen hat Oracle ein White Paper veröffentlicht.

Die Verwendung von JavaScript innerhalb einer Forms-Applikation, um mit anderen Applikationen zu kommunizieren, ist noch recht jung und wurde im Oracle Forms Release 11gR2 eingeführt. Bei einem Start über FSAL ist diese Integration out-of-the-box nicht mehr möglich, da ja kein Browser mehr verfügbar ist, der das Java-Script interpretieren könnte.
Oracle verweist aber auf die mögliche Verwendung einer 3rd-Party Lösung aus dem Eclipse-Umfeld (Jetty) um über eine WebSocket-Verbindung die Kommunikation mit anderen Webseiten wieder zu erlauben. Auch dazu hat Oracle eine passende Anleitung veröffentlicht.

Was sind Pros und Cons?

Positiv formuliert verbindet der FSAL die Vorteile aus beiden Welten, d.h. die Unabhängigkeit von einem Browser und die Möglichkeit der klassischen Software-Verteilung auf der einen Seite, und die zentrale Verwaltung der Binaries der Forms-Applikation auf dem WebLogic-Server auf der anderen Seite.
Bei der Verteilung der Software kann sichergestellt werden, dass die assoziierte Java-Version stets benutzt wird, d.h. auch wenn der Anwender automatische Java-Updates aktiviert hat oder seinen Browser aktualisiert oder wechselt, läuft die Forms-Anwendung weiterhin. All die Aufwände, spezifische Browser-Versionen vorzuschreiben und gegebenenfalls einzufrieren werden dann nicht mehr notwendig. Das ist insbesondere auch für ISVs von Vorteil, die nicht mehr ihren Kunden eine Browser-Verwendung vorschreiben müssen.

Auf der anderen Seite muss der Administrator auf die Verwendung der SSO Features verzichten. Die Integration der Forms-Anwendung in ein homogenes Anmelde- und Abmelde-Konzept an dem Client wird mit Oracle Infrastrukturmitteln dann nicht mehr gelingen. Es bleibt dann in der Regel das kleine Übel, dass der Anwender, wie vermutlich über Jahre gewohnt, sich an die Forms-Anwendung stets anmelden muss.

Verlängerter Support für Java 8

In diesem Atemzug hat Oracle den Support für die letzte Java-Version, die beide verbleibenden Start-Optionen noch unterstützt, weiter verlängert. Der Extended Support für Java 8 ist bis 2025 angekündigt. Weitere Informationen sind den Oracle Java SE 8 Release Updates zu entnehmen. Es bleibt jedenfalls zu bedenken, dass ein Extended Support immer mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Somit wird der aktuellen Debatte zunächst die Schärfe genommen, jedoch wird kein Administrator glücklich damit sein, Java 8 weiter auf den eigenen Rechnern laufen zu lassen, wenn Java 11 verfügbar ist. Ebenfalls werden sich die ISV in den Verkaufsgesprächen gute Argumente einfallen lassen müssen, wenn der Kunde verwundert fragt, warum er eine solche „alte“ Java Version bereitstellen soll.

Oracles Produkt Management äußert sich auf Nachfrage wie folgt auf diese Support-Frage:

As we go forward with Forms, the plan is to either continue to use Java 8 OR one of the newer versions with the Forms Standalone Launcher. Other possibilities are being investigated, but this is our plan for now.

Michael Ferrant am PITSS-Stand auf der DOAG 2017

Oracle Principal Product Manager Michael Ferrante und PITSS-Mitarbeiterin Dorin Schewe auf der DOAG 2017.

FSAL auch für Reports

Eigentlich hat die Startoption FSAL nichts direkt mit dem Aufruf von Oracle Reports aus der Forms-Applikation zu tun. Allerdings haben wir in den Projekten festgestellt, dass es sinnvoll ist, die Reports auch direkt in einem PDF-Viewer zu öffnen, anstatt über ein obligatorisches WEB.SHOW_DOCUMENT die Reports URL im Standard.

Unterstützung benötigt?

Sollten Sie sich für einen Wechsel auf die FSAL-Start-Option entscheiden, bleiben ein paar Kleinigkeiten zu erledigen:

  • Konfiguration der Startoption im Weblogic Server
  • Erstellen eines Deployment Skripts an die Clients
  • Integration des Jetty-Servers, falls JavaScript genutzt werden soll
  • Integration einer JavaBean, um eine Anmeldung aus dem Betriebssystem zu übernehmen
  • Aufruf von Reports direkt in einem PDF-Reader, um den Aufruf in einem Browser zu vermeiden

Für alle diese Aufgaben stehen wir Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.