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Von Bitcoin-Millionär bis Wannacry – das bewegte die IT-Welt im Jahr 2017

Regelmäßig, wenn es soweit ist und sich das Jahr dem Ende entgegen neigt, wagen wir einen Blick zurück und stellen fest, was wir selbst in den zurückliegenden 12 Monaten geschafft haben. Doch nicht nur Selbstreflektion steht auf der vorweihnachtlichen To-Do-Liste. Auch ein Blick auf die Dinge, die uns umgeben lohnt sich. Schließlich ist neben uns selbst auch unsere ganze, von technologischer Disruption geprägte Welt dynamisch – heute mehr denn je.

 

Deshalb nehmen auch wir uns zum Ende des Jahres etwas Zeit und schauen noch  einmal zurück auf die interessantesten und bedeutendsten Ereignisse und Neuerungen in der IT- und Technologie-Welt im Jahr 2017.

Über Blockchain und Bitcoin-Millionäre

Noch zu Jahresbeginn konnten nur die allerwenigsten eine Definition darüber liefern, worum es sich bei der Blockchain überhaupt im Detail handelt. Heute ist zumindest zum technisch bewanderten Teil der Bevölkerung größtenteils durchgedrungen, dass es sich dabei um eine Möglichkeit handelt, Transaktionsdaten dezentral und vollständig transparent verwalten zu können. Dadurch wird Abhängigkeit von einzelnen, physischen Servern sowie von vermittelnden oder kontrollierenden Instanzen vollständig eliminiert.

Letzteres war einer der Hauptanreize überhaupt, was die Erschaffung von Kryptowährungen und insbesondere seines populärsten Vertreters – dem Bitcoin, angeht. Dieser erregt seit einigen Monaten mehr und mehr mediale Aufmerksamkeit nachdem sein Kurs seit Jahresbeginn in astronomische Höhen vordringt. Allein seit dem 01. Januar verzeichnete dieser einen Anstieg um aktuell über 1800% auf knapp 19000 US Dollar.

Doch während Spekulanten jetzt die sprichwörtliche Lunte riechen, befassen sich insbesondere Entwickler und andere technisch hochversierte Menschen häufig schon seit Jahren mit der Thematik. Viele von ihnen entschieden sich im Jahr 2017 für ihren großen Zahltag nachdem sie schon vor Jahren zu Preisen eingestiegen waren, die jedem Investment Broker die Tränen in die Augen treiben.

Vielleicht haben ja auch Sie einen Bitcoin Millionär in Ihren Reihen?!

Smart Contracts

Die noch deutlich interessantere Komponente an der Blockchain – zumindest aus Business Sicht – ist aber in jedem Fall die Möglichkeit der Verwendung sogenannter Smart Contracts, welche auf Basis der Ethereum Blockchain implementiert werden können. Mit Hilfe dieser lassen sich nicht mehr nur noch Transaktionen abbilden, wie es bei Bitcoins der Fall ist. Es bietet sich vielmehr die Möglichkeit durch webbasierte Computerprotokolle Verträge automatisiert abzuwickeln. Dabei ist vordefiniert, welche Bedingung zu welcher Entscheidung führt und die Rechte der Vertragsparteien werden automatisch durchgesetzt.

So könnte etwa in Zukunft der Fahrkartenkauf in der U-bahn überflüssig werden, wenn der entsprechende Smart Contract mit Hilfe des Smartphones nach Erkennen von Ein- und Ausstiegsstation automatisch eine Zahlung an den Betreiber des Verkehrsmittels auslöst.

Der wichtigste Grundstein für Blockchain und Smart Contracts wurde in diesem Jahr gelegt. Es ist davon auszugehen, dass uns darauf aufbauend im kommenden Jahr mindestens ebenso spannende Neuerungen erwarten.

Smarte Oracle Datenbanken

Auch in Sachen Machine Learning konnten in diesem Jahr signifikante Fortschritte gemacht werden. Eine der wohl interessantesten Ankündigungen ist dabei die Oracle Datenbank 18c. Auf der Oracle Open World im Oktober diesen Jahres kündigte Oracle Mitbegründer Larry Ellison eine autonome Datenbank an, die keine menschlichen Eingriffe mehr benötigen würde.

„Es ist die erste autonome Datenbank, die keinerlei menschliche Eingriffe mehr benötigt, denn dank Künstlicher Intelligenz und integriertem Machine Learning optimiert sie sich fortlaufend selbst.“ – Larry Ellison, Oracle

Was zunächst nach einer Neuerung klingt, die primär Auswirkungen auf den Personalbedarf haben könnte, ist weit mehr als das. Autonom ist Oracles neues Flagschiff vor allem deshalb, da sich die Datenbank „dank Künstlicher Intelligenz und integriertem Machine Learning“ fortlaufend selbst optimiert. Dadurch entfallen nicht nur zeitraubende Routinetätigkeiten für Datenbank Administratoren; auch die Anfälligkeit für menschliche Fehler sinkt gravierend, während DB 18c Sicherheitslücken automatisch selbst zu schließen lernt.

Oracle tritt dadurch Amazon direkt entgegen, dessen Produkt Larry Ellison auf der Open World auch unumwunden kritisierte und äußerte, dass dieses im Gegensatz zur Oracle Datenbank nicht fähig sei „automatisiert Rechenplatz hinzufügen oder frei machen“ zu können. Diese Fähigkeit der Oracle DB stellt entsprechend eine zusätzliche, bemerkenswerte Neuerung in Sachen Datenbank-Technologie dar.

Artificial Intelligence zum Leben erweckt

Gegen Mitte des Jahres wurde ein Video zum viralen Hit. Auf den ersten Blick ist alles, was dort zu sehen ist, ein Zusammenschnitt von Vorträgen des Ex-US-Präsidenten Barack Obama. Das außergewöhnliche an dem Video ist jedoch, dass es nicht „echt“ ist.

Forscher der Universität von Washington hatten mit Hilfe eines AI Tools ein perfektes, fotorealistisches Abbild von Obama erschaffen und ihm Worte von anderen Vorträgen – zum Teil auch von anderen Menschen – in den Mund gelegt und dabei eine nahezu perfekte Lippensynchronisation erreicht.

Unmittelbar nach Erscheinen des Videos wurden zahlreiche Stimmen laut, die ihre Angst zum Ausdruck brachten, diese Technologie könne verwendet werden, um Fake News von völlig neuer Qualität zu verbreiten.

Indessen merkte Dr. Ira Kemelmacher-Shilzerman – eine der Schafferinnen des AI Tools und des zugehörigen Videos – dass jede Technologie traditionell zum Guten genauso wie zum schlechten verwendet werden könne.

Aus Sicht der Business-Welt stecken in solchen Neuerungen sicherlich interessante Ansätze, wäre es doch etwa später einmal möglich, jede Audioaufnahme automatisch zum Video zu konvertieren oder sein eigenes „Ich“ in die digitale Welt zu übertragen um dort als täuschend echtes Duplikat seiner selbst aufzutreten.

Dinge wie diese, könnten insbesondere auch in Kombination mit der sich immer stärker verbreitenden Virtual Reality in den nächsten Jahren interessant werden – und das bei Weitem nicht ausschließlich im Spiele-Bereich!

Alexa, sag mir die Zukunft voraus

Sehr weit in die Zukunft sehen kann Alexa vermutlich nicht, eines wird aber auch ihr schon klar sein: Dass die hohen Verkaufszahlen in diesem Jahr erst der Anfang der Sprachassistenten waren. Mehr als 10 Millionen Exemplare gingen von Amazons Platzhirsch „Echo“ sowie dem größten Konkurrenten „Google Smart Home“ über den Ladentisch.

Vor Allem mit dem Echo hat der Sprachassistent Einzug in viele Wohnzimmer gehalten. Durch Amazons Erfolgskonzept externen Entwicklern die Möglichkeit zu geben, sogenannte Skills zu programmieren und über den hauseigenen Skill-Store zur Verfügung zu stellen, haben sich innerhalb kürzester Zeit mehr als 20.000 funktionale Erweiterungen angesammelt, die Nutzer dazu befähigt, Alexa Befehle verschiedenster Art ausführen zu lassen.

Wenngleich die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, so zeigt sich doch, dass die allgemeine Akzeptanz für Technologien dieser Art im Jahr 2017 einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Sie steht stellvertretend für die Bewegung hin zum Smart Home und damit zur vollständigen Vernetzung aller technischer Geräte im Haushalt.

Dass der sich selbst kontrollierende Kühlschrank eine automatische Bestellung von Lebensmitteln über Amazon Fresh durchführt, könnte also nur noch eine Frage der Zeit sein. Ob man eine digitale Bevormundung wie diese allerdings überhaupt als erstrebenswert erachtet, steht dabei natürlich auf einem anderen Blatt Papier.

Die sich daraus ergebende Datenflut – sammelbar unter dem Schlagwort „Big Data“ – kann indes nur noch mit einer enormen Aufrüstung von Serverkapazität bewältigt werden. Unter anderem durch den Bau eines neuen Amazon Rechenzentrums in Frankfurt dieses Jahr. Ganze 25 Terrabyte bewegten die Rechenzentren von Amazon Web Services – kurz AWS – in 2017 im Schnitt pro Sekunde!

Wannacry 2017

Wannacry verbreitet Angst vor Cyberkriminellen

Mit immer größeren Mengen an Daten und immer höherer Abhängigkeit von eben diesen steigt auch die Gefahr, die von Hackern und Schadsoftware ausgeht. Im Mai 2017 ereignete sich ein Cyberangriff mit einem Ausmaß, das die (IT-)Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Über 200.000 Windows-Rechner aus nahezu allen Ländern der Welt wurden dabei infiziert.

Infolgedessen verschlüsselte das Programm bestimmte Benutzerdaten des befallenen Betriebssystems während eine Ransomware den Nutzer dazu aufforderte eine Art Lösegeld (in Bitcoin) zu begleichen, weil ansonsten Daten vom PC gelöscht würden. Zugleich versuchte sich Wannacry durch einen Wurm selbst zu verbreiten und weitere Windows-Rechner zu befallen.

Nach dem Vorfall äußerte sich Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik in einer Pressemitteilung kritisch und sagte:

„[…] Die aktuellen Angriffe zeigen, wie verwundbar unsere digitalisierte Gesellschaft ist. Sie sind ein erneuter Weckruf für Unternehmen, IT-Sicherheit endlich ernst zu nehmen und nachhaltige Schutzmaßnahmen zu ergreifen […]“

Wenngleich sich Wannacry in dieser Form wohl nicht wiederholen wird, so ist doch davon auszugehen, dass es nicht der letzte Angriff diesen Ausmaßes gewesen sein dürfte. Bedenkt man aber, dass das Ereignis nicht nur die IT-Welt, sondern auch jede Menge Privatnutzer gewaltig ins Grübeln gebracht hat, war dieser Cyberangriff vielleicht der dringend benötigte Weckruf zur richtigen Zeit.

So geht es weiter

Die Digitalisierung aller Lebens- und Geschäftsbereiche erscheint unaufhaltsam. Ob Blockchain, Aritificial Intelligence, Augmented- und Virtual Reality oder Cyber Security. All diese und viele weitere Themen dürften uns noch weit über das Jahr 2017 hinaus beschäftigen und bieten Chancen in vielerlei Hinsicht.

Sie zeigen aber auch, dass es dafür notwendig ist, zu erkennen, dass die IT heute in Unternehmen keine Abteilung im klassischen Sinne mehr darstellt, sondern fast ausnahmslos zu einer Kernkompetenz jedes Unternehmens erwachsen muss.

Nur mit fähigen Entwicklern, Architekten und anderen IT-Fachleuten sowie eigenen Systemen, die sicher sind und deren Wartungsaufwand gering und kostengünstig ist, können Chancen wahrgenommen und Risiken eingedämmt werden, die uns unsere digitale Welt in den kommenden Jahren bieten wird.

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